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                                                           Sunday, June 17, 8 pm
                                                            Pirate Cinema Berlin
                                                       Tucholskystr 6, 2nd floor
                                                                                
                                          Grindhouse (Planet Terror/Death Proof)
                                              Robert Rodriguez/Quentin Tarantino
                                                       2007, 185 min, 2 x 697 MB
                                                                                
                                                                      Free entry
                                                                    Cheap drinks
                                                                    Copies to go
                                                                                
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In der letzten Woche waren wir, zum ersten Mal in diesem Jahr, im Kino - und um 
das Kino steht es schlecht, noch schlechter als wir dachten. Wir waren gekommen,
um David Lynchs "Inland Empire", den einzigen populäreren Film der letzten Zeit,
der erst monatelang überhaupt nicht und dann nur, vor ein paar Wochen, in einer 
italienischen Fassung im Netz aufgetaucht ist, anzusehen und die Originaltonspur
aufzunehmen, eher zum Vergnügen als mit professionellem Anspruch, zwar mit ein  
paar Laptops und einer Videokamera, aber ohne das Richtmikrofon, ohne das man in
einem Kinosaal nicht viel ausrichten kann. Und was sehen wir? Ausser natürlich  
"Inland Empire", einen Film der, hätte es noch eines Beweises dafür, dass das   
Kino am Ende ist, bedurft, genau das bewiese, zeigt er doch, dass unter den     
gegenwärtig herrschenden Produktionsbedingungen selbst jemand wie David Lynch,  
einer der letzten ungefähr fünf populären US-amerikanischen Regisseure, die noch
Filme machen, in denen Bilder zu sehen sind, an die man sich länger als einen   
Tag erinnert, statt Jahr für Jahr mit Millionenbudgets zugeschüttet zu werden   
so lange vergeblich gegen die korrupten Distributionssysteme von Hollywood und  
Fernsehen anrennen muss, bis ihm schliesslich nichts anderes mehr übrig bleibt, 
als von 35 Millimeter auf Video umzusteigen und mit "Inland Empire" einen Film  
abzuliefern, der nicht nur eine Hollywood-Geschichte ist, die Hollywood nach    
knapp einem Drittel der Erzählung plötzlich verlässt, in Richtung Polen, um, was
selten ist bei Lynch, nie wieder wirklich dorthin zurückzukehren, sondern eben  
vor allem eine mit diversen fürs Internet produzierten Clips der letzten Jahre, 
deren beste sich ausgerechnet über das Fernsehen, nämlich das Format der Sitcom,
lustig machen, angereicherte Video-Arbeit, die man, statt sie wieder zu Film    
aufzublasen und in engen, schwarz gestrichenen Räumen mit Geräten, die allem    
Anschein nach nicht mal mehr einen Schärfe- oder Lautstärkeregler haben, auf    
eigenartig beschichtete Leinwände zu projizieren, dort veröffentlichen sollte,  
wo sie hingehört, nämlich, wie so ziemlich alles, was mit Video gedreht ist und 
die Probleme des Kinos (also z.B. Farbe, Tiefe, Kohärenz, Verleih usw.) längst  
hinter sich gelassen hat, auf YouTube. Was, ausser "Inland Empire", sehen wir   
also? Dass man in ein Kino, in unserem Fall in ein relativ prominentes Kino in  
Mitte, nicht nur völlig unverdeckt Aufnahmegeräte aller Art hineintragen kann,  
und zwar zu einer relativ prominenten Tageszeit, ohne dass irgendwer davon Notiz
nähme, sondern sogar, selbst mit einer grösseren Gruppe, einfach eintreten kann,
ohne zu bezahlen. Die Erklärung liegt natürlich auf der Hand - dass ein Kino,   
das von den 8 Euro 50 pro Eintrittskarte höchstens 50 Cent behalten kann, eher  
zehn Pizzabäcker, T-Shirt-Verkäufer oder Masseure als einen Kartenabreisser     
einstellen wird - aber manchmal hilft es dann doch, bei der Vorstellung eines   
Zustands, in diesem Fall des Kinos, diesen Zustand mit eigenen Augen zu sehen.  
                                                                                
Robert Rodriguez' und Quentin Tarantinos Double Feature "Grindhouse", das,      
ähnlich wie "Inland Empire", Anlass zur Sorge ums Kino geben müsste, des einmal 
mehr ausschliesslich rückwärtsgewandten Blicks wegen, den zwei der populärsten  
US-amerikanischen Regisseure der Gegenwart auf die Kunst, Filme zu machen,      
werfen, im Fall von "Grindhouse" auf ein Genre, das die Filmindustrie bereits   
vor Jahrzehnten abgeschafft hat, wird in der Originalversion in Deutschland     
überhaupt nicht in die Kinos kommen, da die deutsche Verleihfirma nicht einmal  
den Witz, auf dem die Struktur des Films basiert (in der Mitte ist z.B. ein     
Trailer für "Werewolf Women of the SS" mit Udo Kier und Nicholas Cage zu sehen, 
gefolgt von unscharfen Bildern von "Authentic Tex-Mex Food"), verstanden und für
die beiden Teile daher zwei separate Veröffentlichungstermine, den 26. Juli und 
den 23. August, zudem in umgekehrter Reihenfolge, angekündigt hat - und wer sich
an das Drama um "Sin City", vor zwei Jahren, erinnert, wird bereits ahnen, dass 
der August-Termin für den Teil von Rodriguez nicht zu halten sein wird: weil im 
August schon andere Filme starten, weil im August bereits das Weihnachtsgeschäft
mit DVDs beginnt, weil im August die Popcornpreise steigen oder weil im August  
eh niemand ins Kino geht. Irgendwas wird ihnen schon einfallen, und wenn der    
Film dann im Januar 2008 in bundesweit zehn Kinos anläuft, werden sie sämtliche 
Kratzer und Dropouts entfernt, das Knistern behoben und die mitten im Film      
fehlende Rolle nachgedreht haben. Rechteinhaber sind Verbrecher, sagt eine alte 
Volksweisheit, und wenn diese Leute dennoch keine Angst davor haben müssen, von 
einem wütenden Mob, den Freunden des Kinos, gelyncht zu werden, dann einzig und 
allein deshalb, weil dieser wütende Mob längst auf BitTorrent umgestiegen ist.  
                                                                                
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