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piratecinemaberlin
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The Very Best of Pirate Cinema
Sonntag, 9. Oktober 2005, 20 Uhr
Pirate Cinema Berlin, Ziegelstrasse 20
S Oranienburger Strasse, U Oranienburger Tor
free entry, cheap drinks, bring a blank cd
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Die Beantwortung der Frage "Was ist Pirate Cinema?" sind wir Ihnen bis heute
schuldig geblieben. Um das also nachzuholen: Pirate Cinema ist eine Reihe von
Behauptungen, und zwar - zum Beispiel und in relativ beliebiger Reihenfolge -
- dass Filesharing eine der am wenigsten aussichtslosen, regressiven oder in
ihrem eigenen Bild restlos aufgehenden sozialen Bewegungen der Gegenwart ist
- dass die Filesharing-Netzwerke in den letzten Jahren zum grössten, besten und
am einfachsten zugänglichen Filmarchiv der Menschheitsgeschichte geworden sind
- dass das Interessanteste am Kino zur Zeit kein Regisseur, keine Schule und
kein Genre ist, sondern Piraterie, also technischer und sozialer Fortschritt
- dass das Kino nicht nur als Kunst, sondern auch als Raum am Ende ist, solange
es glaubt, Piraterie und Filesharing liessen sich bekämpfen oder ignorieren
- dass das Versprechen der Filesharing-Netzwerke nicht nur in der Distribution,
sondern auch und vor allem in der Produktion und Reproduktion von Daten liegt
- dass die einzige und letzte Mission der Filmindustrie der vergebliche Versuch
ist, die grundlegenden Gesetze der Informationstheorie ausser Kraft zu setzen
- dass eine der grössten Bedrohungen für die kulturelle Produktion heute die von
Polizei und Kulturindustrie betriebene Abschaffung des Universalcomputers ist
- dass es ein selbstverständliches Recht zu kopieren und kopiert zu werden gibt,
das jedes Urheberrecht ausser Kraft setzt und auf das sich jeder berufen kann
- dass Copyrights keine Frage der Gesetzgebung, sondern der Rechtsprechung sind,
und es daher nicht um Prinzipien, sondern um das Herstellen von Fällen geht
- dass angesichts der geltenden Urheberrechtslage - Todesjahr plus 70 - man
Urhebern etwas anderes als ihren möglichst baldigen Tod nicht wünschen kann
- dass "Geistiges Eigentum" als Konzept eine ontologische Beleidigung und als
Programm eine Kriegserklärung an das selbstbestimmte Leben der Leute ist
- dass der Krieg gegen Piraterie wie der gegen Drogen und der gegen Terror nicht
geführt wird, um gewonnen zu werden, sondern allein, um geführt zu werden
- dass die digitale Reproduzierbarkeit, wie die mechanische, Ideen hervorbringt,
die für den Kommunismus brauchbar und für den Faschismus unbrauchbar sind
- dass Politik erst in dem Moment anfinge, in dem neben Arbeit und Grenzen das
materielle wie "geistige" Eigentum an den Produktionsmitteln abgeschafft wäre
- dass die Kritik der Copyrights sich nicht darin erschöpfen darf, Copyrights zu
kritisieren, sondern die Feier der Umgehung von Copyrights einschliessen muss
- dass Archive keine Privatangelegenheit sind, sondern öffentlich und damit
produktiv gemacht - sowie massenhaft verteilt und gespiegelt - werden müssen
- dass es digitalen Phänomenen an Räumen fehlt, in denen sie sich mit analogen
mischen können, weswegen weiterhin alles für das Betreiben von Bars spricht
- dass der Raum für illegale und zugleich nicht-paranoide Unternehmungen grösser
ist, als oft angenommen wird, aber immer erst konkret hergestellt werden muss
- dass es Formen von Produktion gibt, die nicht erst beim Gewerbeaufsichtsamt,
bei der Gema oder bei der Kulturstiftung des Bundes beantragt werden müssen
- dass zwei oder drei formale Beschränkungen (nur runtergeladene Filme, immer
zum Mitnehmen, nie schlechtes Programm) als Grundidee völlig ausreichend sind
- dass es in Berlin und anderswo nicht an illegalen Kinos fehlt, sondern an
illegalen Kinos, die sich von legalen Kinos in Form oder Inhalt unterscheiden
- dass es auch in den flüchtigsten Medien (in diesem Fall: Veranstaltungs-Spam)
möglich ist, eine Rede über Kino und Piraterie zu etablieren, die Folgen hat
- dass Berlin-Mitte auch heute noch ein guter Ort ist, um Räume zu betreiben,
die weder dem Bereich der Gastronomie noch dem des Tourismus angehören
Die Antwort auf die Frage "Warum hört Pirate Cinema auf?" liegt damit auf der
Hand: Nämlich nicht nur, weil, was ein relativ profaner Grund ist, unser Kino
diesen Winter weder billig genug noch warm genug wäre, um als Kino benutzbar zu
sein, sondern eben vor allem, weil wir festgestellt haben, dass wir all die oben
aufgeführten Behauptungen mittlerweile, nach mehr als 60 Screenings, hinreichend
bewiesen haben - mit Ausnahme der letzten, die wir als widerlegt betrachten.
Das heisst, wir können aufhören. Wobei aufhören, mal abgesehen davon, dass wir
diesen Winter lieber nicht in Berlin als in Berlin wären, natürlich weitermachen
heisst, zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort oder in einer anderen
Form, als Film, Website, Zeitschrift - oder eben wieder als Kino. Zu diesem
Zweck würden wir in der nächsten Zeit gern eine Reihe von Gesprächen führen.
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() to be
>< continued
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