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piratecinemaberlin
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one year of/ein jahr
pirate cinema berlin
www.piratecinema.org
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Hauptfilm (Screen/Lautsprecher)
A Personal Journey with Martin Scorsese Through American Movies
Martin Scorsese, 1995, 3 Stunden 45 Minuten
Nebenfilm (Monitor/Kopfhörer)
Histoire(s) du cinéma
Jean-Luc Godard, 1989-1998, 4 Stunden 25 Minuten
Sonntag, 17. Juli 2005, 19:30 Uhr
Pirate Cinema Berlin, Ziegelstrasse 20
S Oranienburger Strasse, U Oranienburger Tor
Eintritt frei, Getränke billig
Leer-CDs bitte mitbringen
Sofas (wegen Überlänge)
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Kann sein, dass Auswahl und Anordnung unseres "Ein Jahr Pirate Cinema"-Programms
- auch wenn sie erstmal rein praktische Gründe hat: die Kopie von Scorsese sieht
nämlich besser aus als die von Godard - auch programmatisch gelesen werden kann:
dass wir die "Reise durch" der oder den "Geschichte(n) von" vorziehen. Letztlich
liefe diese Lesart hinaus auf eine Überlegung zu Godards oft wiederholter Zeile:
"Europa hat Erinnerungen, Amerika hat T-Shirts", mal angenommen - und vermutlich
stimmt das auch - dass T-Shirts das sind, was von einer Reise bleibt, wohingegen
Erinnerungen das sind, was die Geschichte(n) hinterlässt bzw. hinterlassen. Also
eine Überlegung zum antiamerikanischen Antikapitalismus des alten Europa (was in
"JLG/JLG" auf den Satz mit den T-Shirts folgt, geht so: "Ihre Meinung zur Berner
Konvention und zu den GATT-Verträgen? Die Filme sind Waren... man muss die Filme
verbrennen, das habe ich Langlois gesagt, aber Vorsicht mit dem inneren Feuer...
die Kunst ist wie ein Feuer, sie nährt sich an der Glut... André Malraux... 1914
erklärt Senator MacBrigde vor dem Kongress: Trade follows films...", und was dem
Satz vorangeht, geht so: "Dieser Trottel von JLG... er hätte doch wissen müssen,
dass er, indem er zwei drei Vietnams schafft, auch zwei drei Amerikas schafft!")
und zugleich eine Überlegung zur Programmatik des Pirate Cinema, die ja durchaus
bei oberflächlicher Betrachtung - Filme gegen Bush, Filme gegen Hollywood, Filme
aus Frankreich, Filme gegen das Kino, Filme gegen die Warenform, noch mehr Filme
aus Frankreich - gelesen werden kann als ziemlich unkritische Fortschreibung des
spezifischen antiamerikanischen Antikapitalismus gewisser (stets französischer &
stets mit "D" oder "G" beginnender) Schutzpatrone, Säulenheiliger oder, besseres
Bild, Gallionsfiguren. Eine Überlegung die, was für eine Enttäuschung nach einem
so langen Satz, vielleicht einfach lautet: Vor die Wahl gestellt zwischen den T-
Shirts (Hollywood) und den Erinnerungen (Europa) nehmen wir dann vielleicht doch
lieber die T-Shirts. Aber, okay, das lässt sich auch genauer sagen: vor die Wahl
gestellt setzen wir, wenn es um Bilder zur Zeit geht, ein Kino, das produktions-
ästhetisch wie distributionspolitisch von seiner Digitalisierung weiss, und zwar
erstmal egal, auf welcher Seite der Auseinandersetzung um Geistiges Eigentum und
Warenform es sich befindet, grössere Hoffnungen in Sony-MGM-Lockheed-Martin, den
militärisch-unterhaltungsindustriellen Komplex, als in das Erbe des europäischen
Autorenfilms, ins kino-kulturelle Kerneuropa der Grandes Nations, Grandes Ecoles
und Grands Projets, in deren letztem, Arte, die traurigen Reste der europäischen
Filmkunst Abend für Abend zu sich selber kommen. All das lässt sich Godard nicht
vorwerfen, der, zu seiner Zeit, bloss die chinesische Kulturrevolution gegen die
amerikanische verteidigt hat, statt, wie heute seine Nachfahren - die Kinder von
Mao, Marx und Mitterand - die Französische Revolution gegen die Digitale. Was ja
(aus Gründen, die wir bereits an anderem Ort ausgeführt haben - oder, falls noch
nicht genau genug, noch weiter ausführen werden: von ordinateur bis minitel, von
télécharger bis couriel; Arbeitstitel: "The Fries of Freedom") die bescheuertste
Unternehmung ist, die man sich nur vorstellen kann. "Das Privileg, für mich, ist
in Frankreich filmen und leben zu können; für Künstler gibt es nichts Vergleich-
bares zu einem solchen Land, das Tag für Tag einen kleinen Schritt weiter seinem
unaufhaltsamen Niedergang entgegengeht, und nichts Besseres als eine Gegend, die
immer noch provinzieller wird und in der die immergleichen Idioten Regie führen,
verlogen und korrumpiert von ihrer Unterstützung eines Regimes permanenter sowie
totaler Korruption, nichts Schöneres als ein Leben an einem Ort, an dem, was das
Recht war, zu einem Basar geworden ist; welcher Künstler träumte nicht von einer
solchen Nation, die viertstärkste Wirtschaftsmacht der Welt, so sagt man uns..."
- das ist die Rede die, wie wir gerade merken, am Ende der Histoire(s) du cinéma
steht. Immerhin... (Und, ja, klar, unsere Freunde, die mit "D" und "G" beginnen,
haben selbst ursprünglich mal begonnen mit dem Lob der amerikanischen Literatur,
des amerikanischen Kinos oder der amerikanischen Jugendbewegung.) Die Rede aber,
die am Anfang der Persönlichen Reise mit Martin Scorsese durch das amerikanische
Kino steht: "Seit ich mich erinnern kann, war mein Grundproblem: wie kann man in
Hollywood Filme machen? Das frage ich mich heute noch: Wie kann man in Hollywood
professionell - oder vielleicht sogar künstlerisch - arbeiten? Wie übersteht man
den permanenten Widerstreit von persönlichem Ausdruck und kommerziellen Zwängen?
Wie hoch ist der Preis, den Hollywood verlangt? Wird man schizophren? Macht man,
immer wieder, erst einen für 'sie' und dann einen für sich selbst?" - diese Rede
scheint uns, vielleicht auch nur gerade im Moment oder aufgrund einer Laune, die
dringlichere zu sein, und T-Shirts wären dann vielleicht (s.a. Courtney Love und
Steve Albini zum mit dem Problem mit dem Kino verwandten Problem mit Musik) eine
bestimmte Form von Pragmatik, also Merchandising als einzige nicht kriegsförmige
Reaktion auf die mühelose digitale Reproduzierbarkeit von Kulturwaren aller Art.
Und noch was anderes, was wo steht, und was, im Zusammenhang mit dem einjährigen
Bestehen eines Kinos, das die Rede von der Politik der Bilder, also Interesse am
Kino, mit der Rede von der Ökonomie ihrer Produktion und Distribution, Interesse
am Kopieren, zusammenzubringen versucht, und im Zusammenhang mit dem Entschluss,
die europäischen Geschichten zugunsten der amerikanischen Reiseerzählung auf den
kleineren Screen zu verbannen, nicht ganz belanglos ist: Wer, auf der Suche nach
den Bedingungen eines solchen Kinos oder einer Rück- bzw. Unterseite der Bilder,
das Gerät, auf dem sie - zusammen mit mittlerweile einer ziemlichen Menge Text -
angezeigt werden und gespeichert sind, umdreht, bekommt dort zu lesen: "Designed
in California. Assembled in Taiwan." Das wäre der Punkt, von dem aus sich sowohl
die Geschichte(n) als auch die Reise(n) nochmal vollkommen neu anfangen liessen.
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Falls Sie das hier alles aus London, Köln, Zagreb oder Paris mitlesen, haben wir
eine gute Nachricht für Sie - unser Kino nämlich kommt schon bald in Ihre Stadt.
Genauere Informationen zu gegebenem Zeitpunkt auf dieser Liste oder im Internet.
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